Was ist Ihr Beruf?

Diese Frage bringt mich bereits in Verlegenheit. Wie soll ich erklären, dass mein Beruf das LEBEN ist? Antworte ich einfachhalber trotzdem mit "MALERIN", folgt oft gleich die nächste Frage: "MALEN SIE MIT OEL ODER AQUARELL"?

Obwohl ich das "METIER" von Grund auf studierte und diplomierte (akad. Lic.), macht mich diese Art Fragen SPRACH-LOS.

Wer käme schon auf die Idee, einen Schriftsteller zu fragen, was er schreibt, bzw., ob er mit Kugelschreiber, Bleistift, Buntstift oder Computer schreibe.

Die Frage nach dem INHALT wäre als nächstes etwa: MALEN SIE LANDSCHAFTEN oder STILLEBEN? WELCHE TECHNIK? Es bleibt nun, vollends zu verstummen - oder aber - weiter auszuholen um ES zu erklären...

  • Etwa, dass es der "INHALT" sei, um den ich zeitlebens ringe! Ein "INHALT", der sich selbst ENTSPRECHEND, formal immerzu verändert.
  • Der schwer zu fassen ist, (nahezu UN-FASSBAR!) - jedoch eine zutiefst verankerte "AHNUNG". Etwas unkonkretes "KONKRETES", ETWAS VERSIEGELTES, von AHNEN zu AHNEN verteidigtes, tradiertes HERGEBRACHTES, LEBENDIGES. Ein konstantes leuchtendes "SEIENDES", das sich - vergleichbar wie "RELIGARE" - manifestiert.
  • Diesem UR-SPRÜNGLICHENERSPÜRTEM, ERFAHRENEM, NACH-ZU-GEHEN, wurde zu meiner Art Lebensaufgabe, Intuitiv wurde ich in frühester Jugend auf diesen Weg geschickt, stets im HIN-BLICK zu "JENER MITTE" legte (s)ich zeichnend ZEUGNIS ab. Wo immer ich verbeikam, anhielt und INNE wurde...
  • Rund um die Welt führten mich meine Wege. Ins AB-SEITS, zum Elend der Welt, durch Kulturen der Gegenwart und der Vergangenheit. Vom Dunkeln ins Lichte und wieder in Schattenbereiche - immer wieder von neuem...
  • Die "Dokumente" veränderten sich. Je nach STAND-ORT, AUS- oder EINSICHTEN, Zugängen, Nähe und Distanzen zu den Menschen und zu den DINGEN.
  • Die Zeichnungen und Gemälde in Formen und Farben, sind ANTWORTEN. Sind die "AB-BILDER" entsprechend der erfahrenen REALITÄT. Jener auch, im eigenen IN- und AUSLAND, beheimatet oder exiliert...

Es sind viele Kapitel im Lebensbuch geworden, im Laufe der Zeit; weitergeschrieben, ausgedrückt in tradierten und neu erkundeten Bild-Gefässen: Schwarz-weiss oder farbig, Fern- oder Nah-AUF-NAHMEN, Zeugnisse aus Schattenbereichen, Schattenländern, Landschaften als Spiegelbilder, Stilleben als Symbole für LICHT-BLICKE, mit Mitteln wie Bleistift, Farbstiften als verfeinertes HAND-WERK-ZEUG, Aquarell-Tempera etc. und neuerdings - sage und schreibe - wieder mit Oel (man muss das Alphabet nicht immer neu erfinden). Vorzüglich aber, nebst schwarz-weiss und allen anderen TÖNEN, DIENT zur Zeit das BLAU dem PHÄNOMEN. Die sogenannten "ROTEN FÄDEN" oder hellen wie dunklen VER-BINDUNGEN - BERÜHREN, VERBINDEN LEER-RÄUME, BE-GREIFEN, dass das "NICHTS" nicht NICHTS ist - bekunden "ES" (die Präsenz des Wesentlichen sind Spuren des Gewesenen), das LEBEN, das DA - SEIN, ausgespannt zwischen Alfa und Omega. - Inmitten hic et nunc, im November 1998